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Du bist was Du isst...

Lebensmittel können dich und die Welt verändern

Stell dir vor: Du bekommst eine Pflanze geschenkt. Man sagt dir, diese Pflanze ist etwas ganz Besonderes, denn es gibt sie nur ein mal auf der ganzen Welt.
Wenn du sie in eine nährstoffreiche Erde setzt, ans Licht stellst und sie regelmäßig gießt, wird sie wachsen, wunderbare Blüten bilden und später sogar Früchte tragen....

Hier wollen wir dich dabei unterstützen, deinen eigenen Körper wie diese Pflanze zu versorgen. 

 

Ernährung und Multiple Sklerose

Ernährung ist wie Bewegung und Stressreduktion eine der drei wichtigen Säulen,  die den Verlauf von Multipler Sklerose entscheidend beeinflusst.
Wichtig ist uns, zu zeigen, dass auch über Ernährung, Bewegung und Stress körperliche Entzündungsprozesse gefördert oder eben auch gehemmt werden können. Wir möchten Menschen mit Multipler Sklerose dazu ermutigen, Aufmerksamkeit auf das zu legen, was  sie täglich über die Nahrung zu sich nehmen. Dabei spielt es sowohl eine Rolle, welche Lebensmittel das sind - also zum Beispiel tierische oder pflanzliche Produkte,  aber auch inwieweit diese verändert wurden (Stichwort Fertigprodukte, Fast Food), woher diese kommen (Regionalität) und unter welchen Bedingungen diese produziert wurden (biologische vs. konventionelle Landwirtschaft).
Regionale Produkte haben einen wesentlich kürzeren Produktions- und Lieferweg hinter sich und können deshalb gereifter geerntet werden. Dies begünstigt den Erhalt von Vitaminen. Zudem fällt durch kürzere Lieferketten die Co2 Bilanz besser aus. Biologische Landwirtschaft verzichtet auf den Einsatz umweltschädlicher Spritz- und Düngemittel, die wiederum ihre Spuren im Endprodukt und somit in unserem Körper hinterlassen.

Welche ist nun die ideale Ernährung bei Multipler Sklerose?
Kein Zucker, kein Alkohol, Vermeidung von Milchprodukten, Paleo, Keto...Was ist nun das Richtige?
Oder: Gibt es die eine richtige MS Ernährung überhaupt?
In den letzten Jahren kamen immer mehr verschiedene Ernährungsempfehlungen in Umlauf und sorgen bei manchen Menschen mit MS Diagnose auch für Verwirrung. Was soll ich nun essen? Was darf auf keinen Fall sein?
Wir wollen hier mögliche Wege aufzeigen. Wir denken, dass Menschen unterschiedlich sind und wollen dazu ermutigen, selbst auch auszuprobieren, was dem eigenen Körper gut tut und was ihn schwächt.
Auch wenn es unterschiedliche Ernährungsempfehlungen für MS- Betroffene gibt, unserer Recherche und eigener Erfahrung nach, gibt es gewisse „gemeinsame Nenner“ und demnach Lebensmittel,  von dessen Verzehr viele Expert*innen abraten. Diese Produkte haben in unserer Gesellschaft leider einen immer größeren Platz in den Supermarktregalen eingenommen: gezuckerte Getränke und Speisen, Fertig- und Fast Food und darin enthaltene Transfette, Konservierungs- und Farbstoffe, Emulgatoren sowie ausgesiebtes Industriemehl.

Dr.in Daniela Weiler ist Fachärztin für innere Medizin und medizinische Onkologie sowie Ernährungsmedizinerin.
Sie beschäftigt sich, aus persönlicher Betroffenheit intensiv mit dem Einfluss von Ernährung, Bewegung und Stressreduktion auf den Verlauf von Autoimmunkrankheiten, und vor allem auf die Entwicklung Multipler Sklerose. Ihre Empfehlungen gehen Hand in Hand mit den Erkenntnissen von Prof. Jelinek, einem australischen Mediziner, der selbst an MS erkrankte. Seine Mutter litt ebenfalls unter der Erkrankung und war Ende ihres Lebens bettlägrig. Jelinek war zum Zeitpunkt der Diagnose Herausgeber einer großen medizinischen Fachzeitschrift und durchforstete die Literatur nach Faktoren, die das Fortschreiten seiner Krankheit verlangsamen könnten. Er stellte seine Ernährung komplett um und entwickelte schließlich ein Programm (OMS- Programm), das mehrere gesundheitsfördernde Faktoren für MS Betroffene beinhaltet. 
Hier kannst du die Zusammenfassung lesen: 
https://overcomingms.org/sites/default/files/downloads/GERMAN-19993-AW-Overcoming-MS-German-7-steps-leaflet-IN-A-BLINK-22Oct18.pdf

Basierend auf den Empfehlungen von Jelinek empfiehlt Dr. Weiler eine pflanzenbasierte, vollwertige Ernährung mit etwas Fisch. Gesättigte Fettsäuren sollten stark reduziert (weniger als 20g/Tag), Transfette, tierische und Milchprodukte gänzlich vermieden werden.

Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und das richtige Fett

Die Empfehlungen von Frau Dr.in Weiler

Fett ist nicht gleich Fett: 
Gesättigte Fettsäuren, vorkommend in tierischen Produkten, Palmöl und Kokosöl haben im Vergleich zu ungesättigten keine Doppelverbindungen und sind starrer, unflexibler und fördern Entzündungen.
Die Fette aus der Nahrung werden in die Wände unsere Zellen eingebaut- wenn jemand also viele ungesättigte Fettsäuren zu sich nimmt, bestehen die Zellwände ebenfalls aus diesen Fettsäuren. Pro Tag werden maximal 20 Gramm gesättigte Fettsäuren empfohlen. Ungesättigte Fettsäuren werden in Omega 3, 6 oder Omega 9 Fettsäuren unterteilt. Omega- 3 Fettsäuren, enthalten in Pflanzenölen wie Raps- oder Leinöl, Walnüssen sowie Fisch wie Lachs, Hering und Makrele kann der Körper zu entzündungshemmenden Substanzen umbauen. Omega-6 Fettsäuren (enthalten in tierischen Produkten sowie in Sonnenblumenöl)  werden hingegen zu entzündungsfördernden Substanzen umgewandelt.
Omega - 9 Fettsäuren (Olivenöl) werden als neutral bewertet, allerdings sind im Olivenöl entzündungshemmende, sekundären Pflanzenstoffe, wie Polyphenolen enthalten, weshalb Olivenöl neben Rapsöl und Leinöl auch empfehlenswert ist. 
Auf Transfette sollte gänzlich verzichtet werden, diese sind industriell gehärtete Pflanzenöle und in etlichen Fertigprodukten enthalten. Sie wirken stark entzündungsfördernd.

Vermeiden von Milchprodukten: 
Weltweit zeigt sich, dass in Regionen mit erhöhtem Fischkonsum und gleichzeitig wenig Milchkonsum auch die MS weniger verbreitet ist.
Studien belegen, dass zwei Milcheiweiße ( Butyrophilin und bovines Serumalbumin) offensichtlich das Risiko für einen Schub erhöhen.
Siehe auch:

Die Eiweiße ähneln dem Nervenscheideneiweiß, das bei MS-Patient*innen angegriffen wird. Bei Milchkonsum kommen die Abwehrzellen somit mit dem ähnlichen Eiweiß in Kontakt und können somit aktiviert werden und in weiterer Folge das Nervenscheideneiweiß als fremd erkennen und angreifen. Eine Art Kreuzreaktion kann so Schübe auslösen. 

Fazit:
Die Empfehlungen sind:
- hoher Konsum von Gemüse, Früchte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kräutern und Samen
- nicht verarbeitetes Vollkorn-Getreide
- Fisch, Leinöl, Olivenöl

Hier findest du die ausführlichen Erklärungen zur Ernährungsempfehlung von Dr.in Weiler:

Hier findest du ausführliche Empfehlungen zur Ernährung bei MS und zum OMS- Programm  (Overcoming MS) von Prof. Jelinek: 
https://overcomingms.org/oms-program/guide-overcoming-ms-diet

Literatur: 
https://www.kopp-verlag.at/a/multiple-sklerose-ueberwinden

Ketogene Ernährung

Der Neurologe Dr. Markus Bock forscht zum Thema Fasten und ketogene Ernährung in Zusammenhang mit MS.
Bei der ketogenen Ernährung werden Zucker und Kohlenhydrate weitgehend aus der Ernährung gestrichen, dafür vermehrt Fette aus Fisch sowie hochwertige Öle zugeführt. Die Annahme ist, dass durch die kohlenhydratarme Ernährung Entzündungsprozesse vermindert werden.
Wichtig erscheint uns hier, auf die Qualität des Fettes bei Ketogener Ernährung zu achten und hochwertige pflanzliche Fette oder Fette aus Fisch zuzuführen. 

Hier findest du ein Interview mit Dr. Markus Bock:
https://www.derstandard.at/story/2000095681940/neurologe-weniger-zucker-reduziert-entzuendungen

Hier findest du einen kurzen Beitrag zum Thema Fasten und MS: 
https://www.3sat.de/wissen/nano/fasten-bei-multipler-sklerose

Wahls Programm

Sonjas Weg aus dem Rollstuhl- Ein Erfahrungsbericht

Eigentlich dachte ich immer, dass ich mich gesund ernähre. Ich habe nie Fertigprodukte verwendet, keine Cola oder Limo getrunken, wenige Sättigungsbeilagen gegessen und ich habe viel Abwechslung rein gebracht. Dennoch wurde bei mir mit Anfang 40 MS festgestellt...PPMS.  Nach nur zwei Jahren bekam ich meinen ersten Rollstuhl und ein weiteres Jahr später brauchte ich draußen schon Pampers und konnte nur noch meinen Kopf bewegen. Zuhause, ohne fremde Eindrücke und den ganzen Verkehrsstress ging es mir etwas besser. Irgendwann erzählte mir meine Ergotherapeutin vom Wahls-Protokoll und meinte es wäre ja einen Versuch wert. 

Das erste halbe Jahr mit dem Wahlsprotokoll war sooo schwierig. Mir ging es sehr schlecht. Kein Zucker, kein Getreide, keine Milchprodukte, nichts mit Farbstoffen, Geschmacksverstärkern oder E-Zusätzen. Das führte zu Entzugserscheinungen, ein Umstand, den man sich nicht so richtig vorstellen kann...
Das Wahlsprotokoll ist eine Ernährung, die auf Paleo aufgebaut ist. Allerdings geht sie noch etwas weiter: es geht nicht nur darum, Ungesundes weg zu lassen, und sich "nur" gesund zu ernähren. Es geht auch darum, dem Körper soviel Nährstoffe zu bieten, dass er sich regenerieren kann. Das schafft man nur mit wirklich viel Gemüse, das ich zum Teil fermentiere. Ein Drittel meines Gemüses ist fermentiert. Ich esse ausschließlich natürliche Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch, Nussöle und Nussmilch. 

Als erstes verschwand meine unsägliche Fatique, nach einem halben Jahr konnte ich schon den Rollstuhl beiseite stellen und ein weiteres halbes  Jahr später sorgte  meine Ergotherapeutin dann dafür, dass ich auch auf den Rollator verzichtete. Heute lebe ich normal, fühle mich die meiste Zeit gesund und habe meine Rollstühle eingemottet. Vor zwei Jahren habe ich mich mit der Taschenmanufakur selbstständig gemacht und habe viel Erfolg damit. Meine Ernährung bleibt, da könnt ihr sicher sein!

Darmgesundheit

Immer mehr Studien zeigen die Wichtigkeit einer gesunden Darmflora beim Vermeiden von (chronischen) Krankheiten. Im Darm „sitzt“ sozusagen auch unser Immunsystem. Eine pflanzenbasierte, ballaststoffreiche Ernährung hält unseren Darm gesund.
Konsum von Zucker, Alkohol, erhöhter Salzkonsum und in Fertigprodukten enthaltene Konservierungsmittel schädigen die Darmflora. 

Interessante Forschungsergebnisse zur Darm- Hirn- Achse findest du hier: https://www.umm.uni-heidelberg.de/medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/news/darm-hirn-achse-beeinflusst-multiple-sklerose/